Predigten und Texte zum Kreuzweg 20 Jahre Tschernobyl- Wyhl/Freiburg

Mahnweg für das Leben 25.-26.04.2006

Ansprache beim Mahnweg für das Leben anlässlich des 20. Jahrestages für Tschernobyl am 26.April 2006 beim Friedensdenkmal oberhalb des Friedhofs in Bahlingen (Pfarrer Klaus Broßys, Bahlingen)

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,

dieser Tag ist ein besonderer Tag für uns alle, persönlich und aber auch im Großen,denn ich erinnere mich an diesen Tag und den folgenden waren meine kleinen Kinder unbändig. Sie wollten in den Garten, das Wetter war schön und wir Eltern hatten die größte Sorge. Wie können wir das aushalten? Unser Garten in Konstanz im Pfarrhaus war sehr schön. Eine grüne Insel mitten in der Altstadt. Und nun drin bleiben. Die Blumen, die wir hatten, die Pflanzen, die Beerensträucher, alles erinnerte uns immer wieder an Gottes gute Schöpfung. Und hier zum ersten Mal erleben wir, dass diese Schöpfung so massiv zerstört und in sie eingegriffen wurde. Der Salat wurde weggeschmissen, das Gemüse wurde nicht mehr gegessen, die Schuhe ließ man draußen stehen. Die Kinder hat man abgewaschen noch und nöcher. Es war eine völlig neue Lebenssituation. Es musste einem durch Mark und Bein gehen und so war es auch. Lange hat die Schöpfung im letzten Jahrhundert ein Dasein als Mauerblümchen gefristet. Naturwissenschaft und Technik haben sie kaum als solche wahrgenommen und schritten von Erfolg zu Erfolg. Die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, der technologische Fortschritt und wirtschaftliche Expantionsdrang führten zu einem völlig neuen Verständnis von Mensch und Natur. Der Mensch war nicht mehr Mitarbeiter Gottes in der Schöpfung, er war jetzt "Herr und Meister der Natur" (Descartes) und der biblische Auftrag "Macht euch die Erde untertan" wurde als Freibrief zur Ausbeutung der Natur verstanden und das Handeln des Menschen stand in Konkurrenz zum schöpferischen Handeln Gottes. Gottes aber, das sage ich hier sehr deutlich, der Schöpfer von Himmel und Erde, ist in jedem seiner Geschöpfe und in der ganzen Schöpfungsgemeinschaft durch seinen kosmischen Geist präsent. So zitiere ich den evangelischen Theologen Moldmann. Gott "wohnt " in seiner Schöpfung, anteilnehmend und mitfühlend ist er unter uns. Gott ist ein Gott, der in einer lebendigen Beziehung zu seinen Geschöpfen steht. Darum können wir Gott in allen Dingen finden. Ich finde am Anfang für jedes Betrachten der Schöpfung steht das Staunen. "Herr, wie sind deine Werke so groß und viel. Du hast sie alle weise geordnet" (Psalm 104,24). Hier wird es vorgemacht, wie das Staunen geht. Der Beter dieses Psalms staunt über die wunderbare Vielfalt des Lebens und die geheimnisvolle Ordnung, die in allem waltet. Er staunt über die wärmenden Strahlen der Sonne und die lebensspendende Kraft des Regens, über das Wachsen und Reifen der Natur. Er staunt, wie Gott für alles Leben sorgt.

Wenn wir staunen, dann öffnen wir uns für das Geheimnis der Welt, das auf seinen Schöpfer verweist. Auf den Heiligen. Und da die Schöpfung von Gott kommt, gehört sie ihm eigentlich und ist uns nur ausgeliehen. Die Schöpfung ist heilig, die Natur, in der wir leben, ein großes, schönes Wohnzimmer. Dieses Heiligtum gehört nicht uns, sondern Gott. Und unsere Aufgabe ist es, dieses Heiligtum zu bewahren und uns gegen alles zerstörende zu wenden und aufzustehen. Lassen Sie uns ein bisschen zurückschauen in die Kirchengeschichte und in die Bibel. Von der hebräischen Bibel bis ins hohe Mittelalter hinein, ist es den Menschen etwas selbstverständliches, dass sich Gottes Herrlichkeit in seiner Schöpfung "wiederspiegelt" (Buch der Weisheit, Kapitel 7, Vers 26). Es ist etwas selbstverständliches, dass die Schöpfung ein Abglanz der Herrlichkeit Gottes ist: "Von seiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt" (Jesaja 6,3 und Psalm 33,5). Bonna Ventura (1217-1274), ein Schüler des Franz von Asissi, wollte die Menschen ausdrücklich dazu anleiten, Gott in allen Dingen zu schauen. Er schreibt: "Wer vom Glanz der geschaffenen Dinge nicht erleuchtet wird, der ist blind.
Es wird auch hier deutlich, wir können Gott in seiner Schöpfung auf die Spur kommen. Die Schöpfung selber ist nicht Gott. Wir können Gott in allen Dingen finden, und so kann auch der katholische Theologe des letzten Jahrhunderts, der aus der katholischen Kirche ausgegrenzt wurde, Teilhart de Chardien (1881-1955), sogar sagen, das "Gott uns in allen Dingen erwartet". Ja, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, die Schöpfung ist heilig und alles Leben atmet den selben Geist. Gott ist gegenwärtig durch seinen lebensspendenden Atem, seine lebenserhaltende Kraft und Energie: "Der Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis und erhält alles" (Buch der Weisheit 1,7). Ähnlich spricht ja auch Thomas von Aquin, der große Theologe des Mittelalters (1225-1274): "So lange also ein Geschöpf Dasein hat, so lange muss Gott in ihm innerlichst gegenwärtig sein".
Natürlich, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, Gott geht darin nicht auf. Er ist immer noch größer als alle Geschöpfe zusammen und es bleibt ein entscheidender, letztlich auch befreiender Unterschied, zwischen dem Schöpfer und Geschöpf. Hildegard von Bingen, die große mittelalterliche Mystikerin (1098-1179): "Alles durchdringst du, die Höhen, die Tiefen und jeden Abgrund", sie weist uns darauf hin, wie groß also Gott ist und wer hinter dieser wunderbaren und bestaunenswerten Schöpfung steckt. Alles Leben atmet den selben Geist, lebt aus der selben schöpferischen Energie, ihr Lieben, darum sind wir gehalten und verpflichtet, diese Schöpfung zu bewahren.
Wir sind verbunden mit allen Menschen und mit der Natur, sonst sind wir keine mitfühlenden Geschöpfe Gottes mehr. Und die Verbundenheit des Lebendigen erleben wir im Mitgefühl. Weil wir den selben Geist atmen, können wir uns auch mitfreuen und mitleiden mit anderen Geschöpfen.

Wir können einstimmen in den "großen Gesang" (Rilke) der Schöpfung: "Der Himmel freue sich, die Erde frohlocke, es brause das Meer und alles, was es erfüllt. Es jauchze die Flur und alles, was auf ihr wächst. Jubeln sollen alle Bäume des Waldes" (Psalm 96,11 u. 12). Aber, das ist nur die eine Seite. Mitfühlen heißt auch, wir sollen mit einstimmen in das "Seufzen der Kreatur". Die Schöpfung ist der Vergänglichkeit und der Knechtschaft des Todes unterworfen.
Darum kann uns nicht kalt lassen, was um und herum geschieht. Alles Lebendige ist miteinander verbunden, im Singen und Jubeln, aber auch im Seufzen, nämlich im großen Atem Gottes.
In unserer Zeit hat Albert Schweitzer das Mitgefühl mit allen Kreaturen ins Zentrum gerückt. Und er sagt folgendes: "Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das auch leben will". Er spricht von der Ehrfurcht vor dem Leben. Im Mitgefühl nehmen wir Anteil am Geschick von Mitmenschen und Mitgeschöpfen. Das ist Ausdruck der Verbundenheit alles Lebendigen. Wenn ich aufmerksam leben, dann spüre ich ja den Riss, in der sonst so schönen Schöpfung. Ich spüre den Kampf ums Dasein, die Gewalt, die Bedrohung, den Tod. In seiner Schönheit und seinem Schmerz bleibt uns dieses Leben ein Geheimnis. Aber angesagt ist auch, das Aufstehen gegen Ausbeutung, Unrecht und Unterdrückung, gegen lebenszerstörende Techniken und Verhaltensweisen auch im kapitalistischen Marktsystem. Wir sind aufgerufen, geistlich spirituell zu leben . Spirituell zu leben heißt Gott zu danken für seine schöne Schöpfung und ihn um Kraft zur Erhaltung zu bitten. Aber es heißt auch leben, leidenschaftlich leben. Leben aus dem Leiden und Mitleiden heraus und sich einsetzen für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung. Ich selber gehöre zu den Menschen, die geplagt sind von Allergien. Und wenn ich dann höre von Kindern, die schon mit Krupphusten und Bronchitis geboren werden, vom Sterben der Bäume und Tierarten hört, weiß es ist fünf vor zwölf, diese Welt zu retten. Wir alle fahren Auto und vieles transportieren wir in unserem Kofferraum. Aber wir haben keine andere Welt mehr in unserem Kofferraum. Wir leben mit dieser Welt und die gilt es zu schützen. Sie hängt an einem dünnen, seidenen Faden und das Zerstören der Umwelt, unserer Lebensgrundlage, unseres Wohnzimmers fängt an mit ausbeuterischen Gedanken der Erde gegenüber und macht nicht Halt vor zerstörerischen Kriegen und eskaliert auch im Terror. Und natürlich spielen in der Forschung schon viele Gott. Auch sie müssen auf ihre Grenzen hingewiesen Werden. Darum müssen wir auch sagen, es gibt Grenzen für den Einsatz der Atomkraft und ich finde ganz sicher, dass sie zu den Dingen gehört, die mit Sünde zu benennen sind, von der wir uns lösen müssen, so schnell wie es geht. In der Forschung spielen viel zu viele Gott und es wird geredet über die Berechtigung des Lebens an seinem Beginn und seinem Ende. Wer maßt sich denn an, solche Herrschaftsfunktionen wahrzunehmen. Wer sind wir eigentlich?

Aber was hilft das Klagen, wenn wir nicht im Mitleiden nicht ganz neu wieder beginnen uns einzuschränken in unserem Ansprüchen und unseren Kinder das beizubringen und sie sensibel zu machen für dieses Thema. Ja, es muss ein Ruck für mehr Gerechtigkeit und Sensibilität durch dieses Welt gehen und wir können schon in Kleinigkeiten mehr Verantwortung zeigen. Das sagte eine Frau, die eine leere, von einem Mann gedankenlos weggeworfenen Zigarettenschachtel aufhob : "Einer muss doch mal anfangen". Oder so goß unser Nachbar an heißen Tagen den vor Wochen gepflanzten jungen Baum in unserer Straße, denn er meinte: "Der wurde schließlich auch von meinem Geld mit bezahlt". Und so warf jemand anderes im letzten Jahr im Urlaub einen gestrandeten Seestern wieder ins Meer. Nur einen, wo da noch so viele lagen. Es ist einer weniger! Einige haben verstanden, was Verantwortung für unsere Erde heißt, fünf vor zwölf und viele müssen noch verstehen. Darum lasst uns miteinander auf dem Weg bleiben und Gott darum bitten, dass viele ihr Herz umändern und ein neues Denken beginnen und lasst und gute Vorbilder sein für unsere Mitmenschen, für unsere Kinder und Jugendlichen. In diesem Sinn, wir alle kommen von Gott und gehören Gott. Er ist der Heilige und wir gehören zu ihm, als Menschen und als Erde.
Amen.

Pfarrer Klaus Broßys, Bahlingen

Ökumenischer Gottesdienst zum Gedenken und zur Ermutigung,
20 Jahre nach der Katastrophe von Tschernobyl gehalten in der Universitätskirche Freiburg, 26. April 2006


Lieder:
"Siehe was geschieht auf dieser Erde"
"Gott gab uns Atem, damit wir leben"
"Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut"
"Vertraut den neuen Wegen"

Lesungen: Deuteronomium 30, 15-19 Lukas 12, 49-57


Ansprache von Pfarrer Christian Rave, Evang. Studierendengemeinde Freiburg:

"Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!" Das klingt fast so als wäre Jesus ein Anti-Atomkraft-Aktivist von einer Sorte gewesen, die sich den GAU wünscht, um eher Gehör zu finden. Aber Atomkraftwerke stehen nicht in der Bibel. Und Jesus hat Tschernobyl nicht prophetisch vorhergesagt mit zynischen Worten. Trotzdem sind seine Worte frappant, denn die damals undenkbaren Schreckensbilder sind in Tschernobyl Wirklichkeit geworden, und ich kann nicht einmal mehr den Regen erwähnt hören, ohne zu denken an den Regen, der damals - und bis heute meßbar! - mittels in der Ukraine frei gekommen Materiales den Schwarzwald und die Vogesen zum Strahlen gebracht hat.
Heute, 20 Jahre nach der Katastrophe, ist eine Fläche, größer als Bayern, nicht mehr landwirtschaftlich nutzbar und schon gar nicht bewohnbar. Und das wird noch für lange Zeit so bleiben, länger als wir es mit unserem Vorstellungsvermögen überhaupt fassen können. Der Tag von Tschernobyl war eine unermeßliche Katastrophe, mit furchtbaren Konsequenzen bis heute und bis weit in die Zukunft. Im Gegensatz zu früheren Katastrophen ist Tschernobyl ist ein Unfall ohne absehbares Ende. Die Kinder von Tschernobyl, sind, soweit sie am Leben geblieben sind, erwachsen geworden. Doch die Last von damals tragen sie in sich - und ihre Kinder und Enkel werden sie weiter zu tragen haben, von Generation zu Generation. Nur mit Schaudern werden sie, können wir den Namen der Stadt Tschernobyl aussprechen.
Tschernobyl ist zum Symbol geworden. Es ist ein Zeichen, das zum Himmel schreit; ein Zeichen, das sich unübersehbar aufdrängt, sofern wir nur hinschauen; ein Zeichen unserer Zeit, des technischen, des atomaren Zeitalters. Ob wir dieses Zeichen verstehen? Ob wir es zu deuten wissen wie die heraufziehenden Wolken oder den aufkommenden Wind?
Jesus hat nicht diese Katastrophe vorhergesagt. Aber er wußte wie wir es wissen, daß die Menschen seit Anbeginn der Schöpfung ihre Kenntnis erweitern, ihre Grenzen verlegen, sich immer weiter entwickeln. Das an sich ist nichts Schlechtes, es gehört zum Auftrag des Schöpfers, die Erde zu beleben dazu. Wissenschaft und Forschung gehören zum Leben auf der Erde dazu. Trotzdem ist es immer schon die Frage, ob wir alles tun dürfen, was wir tun können. Zu dieser Frage gehört die Mahnung Jesu, die Zeichen der Zeit wahrzunehmen und ernst zu nehmen. Wer zu Gott gehören will, muß sensibel werden für solche Zeichen, darf nicht achtlos über sie hinweg gehen, sondern muß ihre Botschaft zu verstehen versuchen und sie beherzigen.
Wer die Zeichen der Zeit verstehen und beherzigen will, der braucht Kriterien dafür. Der Schöpfungsauftrag an die Menschen ist, die Erde zu bebauen und zu bewahren. In der Lesung aus der Thora fordert uns Gott uns auf, zu wählen zwischen Tod und Leben, damit wir leben können - und unsere Nachkommen für alle Generationen. "Wir haben die Erde von unseren Kindern nur geliehen," war ein für mich unverändert gültiger Slogan der Umweltbewegung vor etwa 25 Jahren. Wir sind nicht für die Ewigkeit zuständig, aber wir sind dafür verantwortlich, daß auch morgen noch Menschenleben können. Das Zeichen von Tschernobyl zeigt, daß mit dem Gebrauch der Kernenergie diese Grenze überschritten ist, weil diese Technologie das Leben als solches bedroht. Hier dürfen wir nicht tun, was wir tun können. Hier ist Widerstand angesagt wie damals in Wyhl und heute noch gegen Fessenheim und Hunderte von anderen Atommeilern.
Ein junger diplomierter Physiker hat mir letzte Woche gesagt: "Ich bin gegen Fessenheim, aber für Kernkraftwerke." Es sei technisch möglich, so zu bauen, daß sich eine Katastrophe nicht ereignen könnte. Tschernobyl war aber kein technisches Versagen, wie es heißt, sondern ein menschliches. Und ich glaube nicht, daß nur Russen menschlich versagen können und Deutsche, Franzosen, Schweizer, Amerikaner und Chinesen nicht. Darum ist die Alternative falsch. Es geht nicht darum, wie sicher wir - nach menschlichem Ermessen - bauen können, sondern was die Folgen sind, wenn sich unser menschliches Ermessen als doch nicht ausreichend erweist.
Wie hieß es doch im Buch Deuteronomium: "Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle also das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen." Manchmal geht diese Wahl nicht ohne Streit, wie Jesus es ja beschrieben hat: "Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung. Denn von nun an wird es so sein: Wenn fünf Menschen im gleichen Haus leben, wird Zwietracht herrschen: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei, der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter…
Wo es um die Wahl zwischen Leben und Tod geht, können wir dem Streit nicht ausweichen. Den Mund zu halten und die Mächtigen und Gescheiten machen zu lassen, ist auch eine Wahl - und womöglich die gegen die Zukunft des Lebens. Die Bauern von Wyhl haben uns vorgemacht, daß es auch anders geht, daß der Streit möglich und die Macht überwindbar ist.
Wir müssen wählen, wir müssen den Mund aufmachen, und darum äußere ich - über die mir aufgetragene Auslegung der Hl. Schrift hier auch meine persönliche Meinung: Wer heute wieder dem Ausstieg aus dem Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie das Wort redet, der wählt potentiell den Fluch, den Tod. Zum Glück gibt es auch andere Stimmen. Am meisten überrascht hat mich ein Text, aus dem ich nur wenige Sätze zitieren kann: "Der Betrieb von Atomkraftwerken ist volkswirtschaftliche Idiotie. Ihr Weiterbetrieb bedeutet, mit unseren Lebens- und Zukunfts-Chancen russisches Roulett zu spielen. Die körperliche Unversehrtheit von Menschen (Artikel 2 GG) darf nicht weiter auf dem Altar der Profitinteressen einer verschwindend kleinen Minderheit von Betreibern nuklearer Anlagen geopfert werden." Die Sätze stammen aus dem Grundsatzpapier des Bundesverbandes 'Christliche Demokraten gegen Atomkraft, CDU/CSU - Mitglieder für die Überwindung der Kernenergie'. Das Papier heißt: "Aus christlicher Verantwortung: Die nukleare Geisterfahrt beenden!"
Auf dem Kreuz aus Wyhl steht ebenso provokant wie richtig: "Wo die Schöpfung gefährdet wird, wird Gott gekreuzigt." Uns gegen die Gefährdung der Schöpfung zu wehren und dabei dem Streit nicht aus dem weg zu gehen, dazu ermutigt uns Gott, der zu uns spricht: "Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle also das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen."


© Christian Rave, Freiburg 2006
Gemeinsames Gebet:
Wir möchten nicht mit allen Wassern gewaschen werden,
nicht mit dem Wasser der Verantwortungslosigkeit,
nicht mit dem Wasser der Gewalttat und der Gier.
Wir möchten mit dem Wasser der Gerechtigkeit
    reingewaschen werden,
mit dem Wasser der Barmherzigkeit,
mit dem Wasser der Liebe und des Friedens.
Wir möchten mit dem Wasser christlichen Geistes
    gewaschen, übergossen, beeinflußt werden.
Wir möchten selbst das klare Wasser werden und sein.
Denn wir glauben,
daß unsere Welt aus Gottes guten Händen kommt,
schön und unendlich reich an Farben und Formen,
wunderbar geordnet im Geflecht des Lebens,
Lebensraum für alle Kreaturen,
uns Menschen anvertraut, ihn zu bebauen und zu bewahren,
noch nicht am Ziel, sondern im Werden.

Fürbitten:
Gott, du bist in deiner grenzenlosen Güte für uns Menschen da, auch wenn wir deine Wege verlassen und deine Fingerzeige für unser Leben übersehen. An dich richten wir unsere Bitten:
1) Für alle Opfer der Katastrophe von Tschernobyl, Menschen und Tiere, die auf Grund der atomaren Verstrahlung verstorben sind.
        KYRIE ELEISON…
2) Für all jene, die bis heute unter den Schäden der atomaren Katastrophe leiden, weil sie psychisch oder physisch erkrankt sind.
        KYRIE ELEISON…
3) Für alle, die damals ihre Heimat verloren und bis heute um ihr geliebtes Land trauern, das ihnen auf Grund der Verseuchung für immer genommen wurde.
        KYRIE ELEISON…
4) Für alle Opfer radioaktiver Verstrahlung weltweit - ob durch mangelnde Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz, durch Atomwaffen oder aus anderen Gründen.
        KYRIE ELEISON…
5) Für alle, die den Opfern von Tschernobyl helfend zur Seite standen und stehen und ihnen so deine Nähe spürbar und erfahrbar machen.    KYRIE ELEISON…
6) Für die Verantwortlichen in Politik und Forschung, in deren Händen die Zukunft vieler Menschen, ja der ganzen Erde liegt.
        KYRIE ELEISON…
Für uns alle, die wir einen allzu sorglosen und verschwenderischen Lebensstil praktizieren anstatt unseren Energieverbrauch auf ein zukunftsfähiges Maß zu reduzieren.
        KYRIE ELEISON…
VATER UNSER…
Friedensgruß

1.Station Gedenkstein Wyhler Wald 25.04.2006

Jesus wird zum Tode verurteilt

V: Im Kreuz ist Heil

G: Im Kreuz ist Leben

Lesung aus Kol. 1,15+16

Aus Jörg Zink: "Die letzten Tage der Schöpfung"

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Aber nach vielen Jahrmillionen, hielt sich der Mensch für klug genug. Er nahm seine Zukunft  in die eigene Hand. So begannen die letzten sieben Tage der Erde. Am Morgen des ersten Tages beschloss der Mensch frei zu sein . Zu seiner Sicherheit aber  hatte er den Grund zu seinen Füßen gefüllt mit Raketen und Atomsprengköpfen.

Am zweiten Tag starben die Fische in den Industriegewässern die Vögel an den Pulvern aus der chemischen Fabrik das den Raupen bestimmt war. Die Heringe am Öl auf dem Meer  Und an dem Müll auf dem Grunde des Ozeans, denn der Müll war aktiv.

Am dritten Tage verdorrte das Gras auf den Feldern und das Laub an den Bäumen. Es war nur ein kleiner Fehler in dem Rechner, der den Regen verteilte. Am vierten Tag gingen drei von vier Milliarden Menschen zugrunde. Die einen an den Krankheiten,die der Mensch gezüchtet hatte. Und alle Medikamente halfen nichts. Die hatten lange schon wirken müssen in Hautcremes und Schweinelendchen.

Am fünften Tag drückten die letzten Menschen den roten Knopf. Denn sie fühlten sich bedroht. Feuer hüllte den Erdball ein, die Berge brannten, die Meere verdampften, und die Betonskelette in den Städten, standen schwarz und rauchten.

Am sechsten Tag ging das Licht aus, Staub und Asche verhüllten die Sonne, den Mond und die Sterne. Und die letzte Küchenschabe, die in einem Raketenbunker überlebt hatte ging zugrunde an der übermäßigen Wärme

Am siebten war Ruhe. Die Erde war wüst und leer. Und es war finster über den Rissen und Spalten, und der Geist des Menschen irrlichterte über dem Chaos,

Weltfamilie

Alle diese sind verwandt,alle diese sind Verwandte. Du, die Macht dort, wo die Sonne untergeht: Du bist eine Verwandte. Du, die Macht dort, wo die Sonne aufgeht: Du bist eine Verwandte. Du, die Macht, wohin wir immer schauen: Du bist eine Verwandte. Du, die Macht dort, wo die Stürme brausen: Du bist eine Verwandte. Der Himmel ist unser Verwandter. Die Erde ist unsere Verwandte. Wir sind alle verwandt. Wir sind alle eins.

(Lied der Ree- Indianer)

Gebet: Gott du hast uns diese Welt anvertraut. Wir danken dir für Berge und Flüsse Für Blumen und Tiere ,vor allem aber dafür, dass Du unser Leben und das der ganzen Welt erhalten willst. Vergib, dass wir immer wieder so wenig sorgfältig mit dieser Erde umgehen. Vergib, dass wir uns so oft in Angst und Verzweiflung verlieren, statt nüchtern und wach zu bleiben. Gott du hast in Jesus Christus dem Tod die Macht genommen. Lass nicht zu, dass unsere Gewinnsucht und unsere Gleichgültigkeit Deine Schöpfung zerstören-.

Wir bitten dich für alle, die sich für die Bewahrung der Natur einsetzten, um Einsicht und Weisheit, um Phantasie und um die Unterstützung durch viele.Wir bitten dich auch für uns, dass wir unsere Lebensgewohnheiten ändern. Dass wir bescheidener werden und behutsamer. Vor dich bringen wir alle, die sich für das Leben einsetzen: Die Frauen und Männer der Rettungsdienste, die Ärzte und Schwestern, die Sozialarbeiterinnen und Seelsorger

Lass auch durch sie, Gefährdete gerettet Kranke gesund gemacht, und Traurige getröstet werden. Wir bitten dich für einen jeden unter uns. Lass uns ein Wort verstehen, das Leben sehen wie es ist. Auch mit seinen schrecklichen Seiten. Und lass uns dennoch geborgen sein in der Gewissheit, dass Du bei uns bist. Gott unser Vater, Du willst das Leben und nicht den Tod. Dafür danken wir Dir und loben Deinen Namen.

 2. Station – Kath. Kirche St. Martin Endingen

beim Kreuz 26.04.2006

Jesus nimmt das Kreuz auf sich

Er trägt auch das Kreuz der leidenden Kreatur

V: Im Kreuz ist Heil

G: Im Kreuz ist Leben

Lesung Johannes 19,28

Bildbetrachtung Litzenburger:

"Mich dürstet nach reinem Wasser

Tenebrae

Sie sin kumme mit Habgier gelade-

sie han se wie Stein ghifft uf unsere Waj.

Unseri Baim han se ins Fiir kejt-

un d´Blüeme vun de Matte verbrannt.

Alli Quelle han se vergift-

un Todangscht uf unsri Herzer gelait.

Ihri Teifelswolik han se in d´Sterne gschlüdert-

Fluech un Geläschter in d´Sunn.

Ewer´s Volk sin se gfalle wie Geier-

Ewer´s Volk her mit Schüm uf de Zung.

Ihri Kralle han sich in unsri Kinder verbisse-

Üs ihre Zähn het´ s Gift gedropft.

Wrum hesch Dini Hand nit ewer uns ghebbt, Herr-

wrum hesch d´ Nacht Din Liecht lon morde?

Wann kummt der Daa, wo mer Dini Sunn widder finde-

Wann kummt der Daa, wo mer Din Werik widder lowe kenne?

Von Andre Weckmann, "Elsässischi Liturgie" – für den

Kreuzweg überarbeitet im März 2005

 

Psalm 42. "Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser,

 

so schreit meine Seele Gott zu dir...

Meditation und Gebet:

Jesus hing am Kreuz Und als der Mittag kam als die Glut der Sonne ihn traf, sprach er: Mich dürstet. Und das Preisgegebensein aller Menschen,  die Wehrlosigkeit der Kreatur, schlug über ihm zusammen.  Als ein Hungriger unter Hungernden,  als ein Durstiger unter Dürstenden, als ein Einsamer unter den Verlassenen.  sprach er zu dem der allen Durst löscht Mich dürstet.  Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.  Du Gekreuzigter In deinem Durst schauen wir das ganze Wunder deines Kreuzes Du bist der Herr über Leben und Tod Und doch bist du vertraut mit allen Schrecken des Menschseins. Das ist unsere Hoffnung. Gott, der so fern scheint, so unerreichbar für unsere Gedanken und unsere Worte, kennt uns Menschen bis in die Tiefe. (nach Ernst Lange)

3. Station- Friedensplatz –Bergkirche -Bahlingen

Jesus stürzt zum ersten Mal.

V: Im Kreuz ist Heil

G: Im Kreuz ist Leben

Lesung aus Jesaja 53

Atombomben Hiroshima – Nagasaki 1945

Mein Name ist Kasuko Yamashina, ich habe in Nagasaki, meine Eltern, meinen Bruder und meine Schwester verloren. Ich möchte kurz über das Elend und die Grausamkeit sprechen, die die Strahlung über mein Leben gebracht hat. Meine Finger sind verkrüppelt und schmerzen. In meinen Augen habe ich künstliche Linsen.

Am 9. August 1945 ; als die Atombombe über der Stadt Nagasaki abgeworfen wurde, arbeitete ich in einer Entfernung vom Nullpunkt entfernt. Nach dem Bombenabwurf versuchte ich nach Hause zu gelangen, aber das Feuer war zu heiß und hinderte mich daran, mich dem Bezirk zu  nähern. Daher musste ich in dieser Nacht unter einer Brücke schlafen, 800 Meter von unserem Haus entfernt. Damals hätte ich mit nie vorstellen können, dass mein Leben von Krankheit und Armut erfüllt sein würde aufgrund des Namens Hibakusha (Atombombenopfer) und der Tatsache, dass ich eine Hibakusha bin.

Mein Haus war etwa 350 Meter vom Nullpunkt entfernt. Sobald das Feuer sich legte, erreichte ich mein Haus und fand heraus, dass meine Eltern in einer Hitze von 4000 Grad verbrannt waren und versengt und verkohlt dalagen. Ich war nicht in der Lage, meinen Bruder und meine Schwester zu finden, obwohl in der Gegend haufenweise tote Körper herumlagen. Ich schlief an der Seite meiner toten Eltern. Tagsüber versuchte ich vergeblich, meinen Bruder und meine Schwester zu finden. Ich hatte nichts zu Essen und musste Wasser aus dem Fluß trinken, in dem viele tote Körper trieben. Es hieß fortwährend, alle Personen, die aufgrund von  Strahlungseinwirkungen sterben müssten würden bis zum Dezember 1945 tot sein. Diejenigen, die zu dieser Zeit noch lebten , seien von der Strahlung verschont geblieben. Das Problem der Strahlenschäden war damals den Ärzten in Japan nicht bekannt. Zum Beispiel behandelte mich ein Arzt,der mich untersuchte, als wenn ich Syphilis oder Gonorrhöe hätte, weil ich zu Müdigkeit und zu Blutungen neigte und an Purpura und Diarrhöe litt.

1957 wurde das Unterstützungsgesetz für Atomopfer verabschiedet und ich wurde gesetzlich als Hibakusha anerkannt. 1963 bekam ich plötzlich hohes Fieber, 18 Jahre nach meiner Verstrahlung. Mein Körper wurde steif und schwarz, ich wurde einer der toten Körper, die ich in den Brandruinen der Stadt Nagasaki gesehen hatte. Es brauchte drei Jahre, bis ich meine ursprüngliche Hautfarbe wieder hatte. In diesen Jahren wurde ich nachts von schweren Alpträumen gequält, ich hörte manchmal die Stimmen der Toten.

Kasuko Yamashina – Überlebende der Atombombenabwürfe

Gebet

Lasst uns für alle beten, die krank sind und von Schmerzen geplagt werden.Ganz besonders lasst uns für die beten,die an AIDS und anderen unheilbaren Krankheiten leiden..Vor Gott denken wir an alle, die körperlich erschöpft sind, wir beten für alle, die an den Folgen des Hungers leiden. Für alle, die die Ängste und Lasten des Alters erfahren. Christus, du hast selbst gelitten, Du hast vor Schmerzen geschrien Du hast verzweifelt nach Gott gerufen.

Kyrie, kyrie eleison

Vor dich bringen wir alle, denen misstraut wird, die unter dem Druck von Verdächtigungen und Verleumdungen leben, alle, deren Selbstvertrauen durch das harte Urteil der anderen untergraben wird.. Wir denken an die unter uns, denen kein Verständnis begegnet, kein Wort, das sie heilt, kein Mensch, der sie annimmt.

Kyrie, Kyrie eleison

Christus du hast auch unsere Lasten getragen. Mach uns getrost und stark in dir .

4.(5.) Station- Evang. Kirche Eichstetten

Simon von Kyrene hilft das Kreuz tragen. Gott ist überall, wo Menschen sind

V: Im Kreuz ist Heil

G: Im Kreuz ist Leben

Lesung aus Markus 15, 21

Herr ich brauche die anderen.  Der Weg der Menschen ist allzu hart, als dass ich ihn allein durchschreiten könnte. Dennoch schiebe ich so oft die Hände beiseite, die sich ausstrecken , um mir zu helfen. Ich will allein handeln. Ich will allein Erfolg haben. Du aber schenkst mir immer wieder Freunde, Du gibst mir Weggefährten und Bundesgenossen. Oft missachte ich sie. Ihre Anschauungen gefallen mir nicht,die Art wie sie sich geben, regt mich auf. Und doch werden wir nur gemeinsam den Glauben lernen und die Welt verändern. Gib mir, Gott, dass ich jeden Simon auf meinem Wege entdecke und willkommen heiße Stärke die Gemeinschaft unter allen, die sich für das Leben verantwortlich wissen. Heile die Gemeinschaft derer, die an dich glauben. Und Hilf, dass auch wir einander ermutigen, korrigieren

Tschernobyl und die Menschenrechte der Opfer

Heute, 10 Jahre nach Tschernobyl wissen wie es,. In unsere Stiftung- "Den Kindern von Tschernobyl" wissen wie, dass Ein Krieg geführt wird: gegen die Körper unserer Kinder, gegen unser Land und gegen die Menschen, die in Belarus leben. Das sogenannte friedlich Atom tötet das Leben der Menschen. Das ist eine Tragödie. Unsere Kinder und unsere Familien sind die ersten Opfer der Katastrophe von Tschernobyl , nicht nur heute, sondern für viele Jahre.Viele Leute diskutieren über diese Katastrophe wie über ein technisches Problem. Aber als Mutter zweier Kinder in Weißrussland weiß, ich, dass sie eine schreckliche Tragödie für das ganze Volk ist. Wenn wir in der Presse lesen ,dass die Katastrophe hauptsächlich den Reaktor betrifft, protestiere ich mit aller Kraft. Denn, wer das sagt, führt einen zweiten Krieg gegen die Bevölkerung, und das machen gegenwärtig die Regierung, die IAEO und andere Institutionen

Heute werden die Rechte der Menschen verletzt: sie haben kein Recht auf eine nicht kontaminierte Nahrung, sie haben kein Recht ,deutliche Informationen über das zu erhalten, was vorgeht. Das ist die schwerste Folge von Tschernobyl. Nach Tschernobyl haben die Bewohner Weißrusslands drei Jahre lang keine einzige Information über die Folgen der Katastrophe auf ihr Leben gehabt . Es herrschte ein Blackout, ein Verschleiern aller Folgen der Katastrophe.Wir haben nicht erfahren, dass 70 % aller Radioaktivität von Tschernobyl auf dem Boden Weißrusslands niedergegangen ist . Wir haben nicht erfahren, dass 25% der Bevölkerung in kontaminierten Gebieten lebte und dass die Einwohner kontaminierte Nahrung zu sich nahmen. Wir wussten nicht, dass 6 Jahre nach der Katastrophe nur noch16 % der Kinder, die in Mogliew einer der am meisten kontaminierten Gegen Weißrusslands geboren wurden, noch bei guter Gesundheit waren. Wir wussten damals nicht, dass etwa 35 verschiedene Krankheiten bei Kindern neu auftreten würden...

Dr. Irina Grushevaya ,Völkertribunal 10 Jahre nach

Tschernobyl 12.-15. April 1996 Wien

Lesung:

Ich bin nicht aus Gips sagt Gott, noch aus Stein oder aus Bronze Ich bin aus lebendigem Fleisch. Ich bin unter den Menschen, und sie haben mich nicht erkannt.

Ich habe ihnen gesagt: "Was ihr dem Geringsten meiner Brüder und Schwestern antut ,das tut ihr mir an." Denn ich bin überall, wo Menschen sind, sagt Gott. Ich bin schlecht bezahlt. Ich bin arbeitslos. Ich schlafe unter den Brücken. Ich bin arm und ich bin reich.  Ich bin in der Gewerkschaft und ich bin nicht organisiert. Ich bin bei der Linken und bei der Rechten. Und ich bin in der Partei der Mitte.  Denn ich bin überall wo Menschen sind- Herr Jesus du wurdest von einer hebräischen Mutter geboren und warst voll Freude über den Glauben eines römischen Hauptmanns und einer syrischen Frau. Du hast die Griechen, die dich suchten nicht zurückgewiesen und hast es zugelassen, dass ein Afrikaner dein Kreuz trug. Wir danken Dir, dass Menschen aller Nationen und Rassen Platz haben an Deinem Tisch.

6.StationKreuz vor dem ‚Evang. Gemeinde - Zentrum March-Buchheim

Das Schweißtuch der Veronika V: Im Kreuz ist Heil G: Im Kreuz ist Leben Auch wenn die Bibel nichts von Veronika erzählt,  die Tradition des Kreuzwegs lässt in ihr den Menschen sichtbar werden, den wir alle sein möchten. Veronika reicht Jesus ein Tuch, um Schweiß und Blut aus dem zerschlagenen Gesicht zu wischen. Jesus, der fast blind vor sich hinstolpert, spürt die zarte Geste der Liebe. Und nimmt sie an.

(Jerusalemer Kreuzweg, bearbeitet)

Lesung aus Markus 15, 40 +41

Wort des abwesenden Gottes. Was rufst du um Hilfe, törichter Ich helfe dir nicht du hast dir selbst geholfen....du hast die Zeichen deines Sieges und die Zeichen der Vernichtung in die Flanken der Berge, in den Schoß der Erde, auf die Linien des Wassers geschrieben. Und nun, da du mit deiner Siegerfahne auf den Leichen stehst, da du dich einsam fühlst und von der Zukunft verlassen, willst du von mir die alten Verheißungen einfordern.Warum forderst du? Ich fordere nichts von dir. Ich fordere meine Blauwale, meine Laufvögel, Meine Schmetterlinge und Zedern nicht zurück,meine Flüsse und meine Kohle. Ich fordere nicht einmal meine Huronen, Tasmanier, Pruzzen und Australier, ja nicht einmal meine geliebten und frommen Diener, die du auf Scheiterhaufen verbranntest in meinem Namen.

Du schreist, ich allein bin nach Deinem Bild und Gleichnis gemacht. Ich aber sage dir, an dir allein ist es Bild und Gleichnis zu werden.Du fragst, hast du mir nicht den Sohn geschickt, mit der Verheißung einer Zukunft, die alle meine Vorstellungen übersteigt. Ich aber sage dir: Er hat dir ein Beispiel gegeben.Dass du tust wie er getan hat. geh hin gib deine Untertanen frei. Und diene, wie er gedient hat. Diene deinen Brüdern und Schwestern, Sonne, Mond , Ochs, Esel, Schimpansen, Bäumen, Regen und Tau. Wen habe ich je erwählt, den anderes erwartet hätte als dienen. (Carl Amery, Das Ende der Vorsehung)

 "Du kannst es nicht sehen. Du kannst es nicht fühlen.

Und es ist niemals vorbei" Atomunfall Harrisburg

Kathy: Der Unfall begann ziemlich früh, so um zwei bis drei Uhr morgens. Das erste Mal, dass wie eine Ahnung hatten, dass irgend etwas im Kraftwerk passiert war, war am Mittag, als sie die Arbeiter nach Hause schickten. Diese Nachricht verbreitete sich durch die Frauen und Mütter der Arbeiter. So wussten wir also gegen Mittag, dass etwas passiert war. Am Abend gaben die Gesellschaft, der das Kraftwerk gehörte, und der Gouverneur von Pennsylvania bekannt, dass sich ein geringfügiger Unfall im Kraftwerk ereignet habe, alles sei total unter Kontrolle. Sie sagten nicht, dass sie mehrere Stunden radioaktives Gas abgelassen hatten. Am folgenden Tag fiel dann die Presse über Harrisburg her . Die besten Berichte kamen aus Washington und New York – nicht von der Lokalpresse, die immer noch glaubte, was die Betreiber sagten. Die behaupteten noch den ganzen zweiten Tag hindurch, dass es kein Problem gäbe. Erst am Morgen Des dritten Tages um 11 Uhr riet der Gouverneur allen schwangeren Frauen und Vorschulkindern, die innerhalb von fünf Meilen um das Kraftwerk herum lebten, die Gegend zu verlassen.Meine beste Freundin, Sharon war acht Wochen schwanger.Sie ging am dritten Tag des Reaktorunfalles von Harrisburg Weg, zu spät. Wir müssen noch einen weiteren Monat abwarten, bis wir wissen ob das Baby in Ordnung sein wird...

Kathy McCaughin, Augenzeugin aus Harrisburg 1979

Gebet

Dienen, Gott, dieses Wort klingt nicht gut in unseren Ohren. Wir wollen uns entfalten, wir wollen glücklich sein.Darum fürchten wir uns vor Einschränkungen. Wir wehren uns dagegen, ständig Rücksicht zu nehmen. Lass uns begreifen Gott, dass unsere Maßlosigkeit das Leben zerstört-. Zeig uns die Verantwortung, die auch wir für den Lauf dieser Welt tragen. Vor allem aber präge uns durch den Geist der Liebe.Du bist uns hilfreich und freundlich begegnet. Lass uns dem in unserem Leben entsprechen. Lass uns Liebe üben ,wo man uns hasst, verzeihen wo man uns beleidigt. Vergeben wo Unrecht geschieht. Lass uns die Wahrheit bringen wo der Irrtum herrscht, Lass uns ein Licht anzünden, wo der Kummer wohnt. Lass uns Hoffnung schaffen trotz allem was müde macht. Damit wir so deine Botschaft weitertragen, durch unser Wort und durch alles was wir tun.

7. Station – Ev. Gemeindezentrum Zachäusgemeinde

Freiburg Landwasser

Jesus fällt zum zweiten Mal- V: Im Kreuz ist Heil  G: Im Kreuz ist Leben

Lesung aus 1. Petr.2,21 – 23

"Ich bin überall wo Menschen sind, sagt Gott. Ich bin einer von ihnen. Doch nun seht, was sie aus mir gemacht haben. Sie geißeln mich, sie vierteilen mich, sie kreuzigen mich. Sie zerreißen mich, indem sie sich gegenseitig zerreißen.Sie töten mich, indem sie sich gegenseitig umbringen. Du sagst: Ich will das nicht, Ich bin das nicht. Doch , du bist es, du und alle deine Brüder.Denn man braucht mehr als einen Hammerschlag, um einen Nagel einzuschlagen. Man braucht mehr als einen Geißelhieb, um die Schultern zu zerfetzen. Man braucht mehr als einen Dorn, um eine Krone zu flechten. Was macht es, ob du zu denen gehörst, die zuschlagen oder zu denen, die gaffen, zu denen, die die Tat ausführen, oder zu denen, die sie geschehen lassen. Ihr seid alle schuldig, Täter und Zuschauer.Wo immer es Menschen gibt, gibt es Versuchung. Arglistig ist des Menschen Herz, wer kann es durchschauen? (Jeremia) Wir beten darum, dass wir nicht scheitern in der Versuchung  sondern gefestigt werden und standhalten.(aus der Vaterunserkapelle im Unteribental)

Tschernobyl – Helfer

Es gab kein professionell geschultes Notfallkommando, das eine, radioaktive Verseuchung so großen Ausmaßes schnell lokalisieren und effektiv umgehen konnte. Das Land setzte alle seine Ressourcen frei, um mit der Katastrophe fertig zu werden. Milliarden Rubel und gewaltige menschliche Anstrengungen. Lastwagen mit Ausrüstung, angeforderter wie unerbetener ,stauten sich Hunderte von Kilometern vor Tschernobyl. Es war keine Zeit sie zu entladen. Der schmerzlichste Aspekt jedoch war, dass Hunderte, Tausende von Menschen von ihren Familien und ihrer Arbeit fortgerissen wurden. Sie wurden zum Noteinsatz gerufen, oft mitten in de Nacht, ohne Rücksicht auf ihre Gesundheit oder Verpflichtungen, wurden in Militäruniformen gesteckt und ohne jede Vorbereitung und Ausbildung schutzlos in die Hölle der Sonderzone geworfen (die 10 km Zone rund um den Unglücksort).Mit Schaufeln und Händen mussten sie den radioaktiven Graphit einsammeln, den der zerstörte Reaktor auf das Dach des benachbarten Blocks 3 geschleudert hatte. Gegen Ende Mai 1986 begann man, die regulären (einberufenen ) Soldaten in der Zone durch Reservisten zu ersetzen; über 650 000 Menschen wurden in die Zone geschleust. Ohne ordentliche dosimetrische und medizinische Überwachung begannen sie den "Sarkophag" zu bauen, den Schutzbehälter um den beschädigten Reaktorblock.

Prof. Wladimir M .Tschernousenko einer der drei Chef-

Liquidatoren des Atomunfalles

Ewiger Gott. Es geschieht so viel Böses unter uns. Auf dieser Erde herrschen Unrecht und Gewalt. Bewahre uns vor der Versuchung zu glauben,  Du stündest auf der Seite der stärkeren Bataillonen. Wer gerissen ist, bringt es zu etwas. Wer es mit der Wahrheit nicht genau nimmt, kommt nach oben. Beschütze uns davor zu denken, dass die Anständigen doch nur die Dummen sind.

Gott wir bitten dich: Bewahre uns vor der Versuchung , an deiner Nähe zu zweifeln, vor der Versuchung,  die Lüge für mächtiger zu halten als dich,das Unrecht für stärker als deine Gerechtigkeit. Bewahre uns auch davor, deine Hand loszulassen und uns mit Bosheit und Gleichgültigkeit abzufinden. (nach Jörg Zink)

13. und 14. Station

Jesus wird vom Kreuz genommen.

Jesus wird ins Grab gelegt. V: Im Kreuz ist Heil G: Im Kreuz ist Leben Lesung aus Markus 15,46 Johannes 19, 40-42

Mein Volk, was habe ich Dir getan, und womit habe ich Dich so betrübt? Antworte mir! Ich habe Dich befreit aus der Sklaverei  und Dich gerettet aus der Hand von Tyrannen. Aber Du bist selbst zum Unterdrücker geworden  und hast die Geringsten der Menschen zu Sklaven gemacht. Mein Volk, was habe ich Dir getan,  und womit habe ich Dich so betrübt? Antworte mir! Ich bin mit Dir durch die Zeiten gegangen  und habe Dir den Weg des Rechtes gewiesen.  Aber Du hast der Verführung nicht widerstanden und das Recht des Stärksten gewählt. Mein Volk, was habe ich Dir getan und womit habe ich Dich so betrübt? Antworte mir! Ich habe Dich gepflanzt ans frische Wasser und Dich als meinen Weingarten versorgt. Aber faul sind die Früchte geworden und sauer der Wein des gestörten Festes. Mein Volk, was habe ich Dir getan, und womit habe ich Dich so betrübt? Antworte mir! Ich habe die Dämonen vertrieben und habe die Welt Dir in Freiheit geschenkt. Aber Du hast ganze Völker gegeißelt und sie geopfert dem Geist des Gewinnes.Mein Volk, was habe ich Dir getan, und womit habe ich Dich so betrübt? Antworte mir! Ich habe die Ozeane geschaffen und fünf Kontinente, um Brücken des Friedens zu bauen. Aber Du hast die Erde gründlich verteilt in Mein und Dein, in Mehr und Minder.

Mein Volk, was habe ich Dir getan und womit habe ich Dich so betrübt? Antworte mir! Ich vertraute Dir die Lüfte an, die Wolken, das Licht. Aber Du hast die Luft vergiftet und tödliche Strahlen bedacht.Mein Volk, was habe ich Dir getan, und womit habe ich Dich so betrübt? Antworte mir!Ich habe das Korn auf die Felder gestreut und den Boden fruchtbar gemacht für viele. Aber Du hast von der Nahrung eine Waffe gemacht und verweigerst das Brechen und Teilen des Brotes.Mein Volk, was habe ich Dir getan, und womit habe ich Dich so betrübt? Antworte mir!Ich habe Dir das Wasser geschenkt und Quellen im Fels, Ströme des Lebens geöffnet. Aber Du hast die See besudelt und von den Flüssen hast Du stinkende Abwässer gemacht.Mein Volk, was habe ich Dir getan, und womit habe ich Dich so betrübt? Antworte mir!Ich habe geschlagen die Dich quälten, habe Dein Schreien gehört und Dein Elend gesehen. Aber Du hast Deine Augen und Ohren verschlossen für die, die herumirren und suchen nach Ruhe.Mein Volk, was habe ich Dir getan, und womit habe ich Dich so betrübt? Antworte mir!Ich habe Dich gerufen, Dich gemacht zur Gemeinde des wehrlosen Lammes unter den Menschen. Aber Du, warum hast Du Christus aufs Neue gekreuzigt? Mein Volk, antworte mir! (k A. Schuman, Een verschil van dag en nacht (1984) 74; Übersetzung Christian Rave 1990)

Lesung

Aus Ernst Lange. "Seht den Menschen."

Jesus war gestorben .Sie hatten ihn vom Kreuz genommen und in sein Grab gelegt, ehe die Nacht kam. Und die Nacht, die hereinbrach über sein Grab, war die schlimmste Nacht und der Tag, der ihr folgte der schlimmste Tag der Menschengeschichte,die ja nicht arm ist an schlimmen Nächten und schlimmeren Tagen.Denn der Weg Jesu -das ist der Aufstand der Liebe gegen die Angst,der Aufstand der Hoffnung gegen die Verzweiflung,der Aufstand des Lebens gegen den Tod.Eine schreckliche Nacht und einen schreckliche Tag lang, bleibt die Frage, Ob dieser Aufstand, indem es für uns um Leben und Tod geht. Womöglich scheitert, um Leben und Tod geht,womöglich scheitert,weil er in Gott den Bundesgenossen nicht findet, auf den er gezählt hat.Eine schreckliche Nacht und einen schrecklichen Tag langhallt, so scheint es , der Todesschrei Jesu unerhört und unerwidert durch die leeren Räume. Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?Du Gekreuzigter:Du bist der Anfänger und der Vollender unseres Glaubens.Wir danken es dir und der Treue des Vaters,wenn der schreckliche Tag nach dem Karfreitag für uns der Tag vor Ostern ist, nicht ein Tag der Verzweiflung sondern getroster Hoffnung auf dich.

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