Die Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen gratulieren ihrem Mitgliedsverein zum 30-jährigen Bestehen!

    *Katastrophenschutz ist Illusion«*
/Bürgerinitiative Umweltschutz Offenburg kritisiert Fessenheimer
Atomkraftwerk / Jubiläumsfeier/
Die Bürgerinitiative Umweltschutz Offenburg feiert am Samstag, 20.
November 2004, ihr 30-jähriges Bestehen. Das Ziel: alternative Energieformen
fördern sowie regionale Raum- und Verkehrsplanung ändern.

/Von: Wolfgang Kollmer/

*Offenburg*. Die Bürgerinitiative Umweltschutz Offenburg (BUO) feiert
diesen Samstag, 20. November 2004, ihr 30-jähriges Bestehen:
Fernsehjournalist und Umweltaktivist Franz Alt wird um 19.30 Uhr einen
Vortrag unter dem Titel »Sind wir noch zu retten?« im großen Saal der
Villa Bauer halten. Außerdem wird die Musikgruppe »Speck und Freibier«
für Unterhaltung sorgen. Der Eintritt ist frei.

Zu berichten gibt es einiges: Aus der großen Umbruchsstimmung der
60er-Jahre heraus riefen »alternative Organisationen« in Offenburg 1974
die Umweltinitiative mit über 200 Mitgliedern ins Leben. Der konkrete
Anstoß der Gründung war das geplante Atomkraftwerk in Wyhl.

Eine riesige Protestwelle mit Bauplatzbesetzung verhinderte das
Großprojekt. Noch im selben Jahr folgte die Besetzung des
Bleichemiewerks am Kaiserstuhl, das jährlich ungefiltert neun Tonnen
Blei in die Luft pumpte. Als Erfolg verbucht die BUO zusammen mit der
Umweltorganisation Bund auch den Protest gegen die einst geplante
Müllverbrennungsanlage auf dem Kahlenberg bei Ettenheim.

Dreifache Müllgebühr

Die Landkreise Emmendingen und Ortenau beabsichtigten damals eine
Verbrennungsanlage für jährlich 360 000 Tonnen Abfall zu bauen. »In
Wirklichkeit liefern wir aber nur 40 000 Tonnen, damit hätten wir heute
dreimal so hohe Abfallgebühren«, so Axel Mayer, Geschäftsführer des
Bund-Regionalverbands Freiburg. Heute wird der Müll in einer
Biotherm-Anlage verwertet.

»Wir galten als Chaoten und Kommunisten, wir hatten keinen Kontakt zu
Behörden«, sagt der Vorsitzende des BUO, Frank Lasch. Heute sind
regelmäßige Treffen mit der Stadt sowie die Mitarbeit im Umweltausschuss
an der Tagesordnung. Dennoch: »Die Entwicklung läuft in eine andere
Richtung als gewünscht«, so Lasch. Die Ausweisung der Baugrundstücke sei
veraltet, die Verwaltungsstrukturen diesbezüglich unflexibel, kritisiert
Lasch. »Wir haben einen gewaltigen Landschaftsverbrauch, kleine
Gemeinden in der Vorbergzone wachsen zusammen«, so Lasch. Die
uneinheitliche Gewerbepolitik im Kreis schränke zudem die Lebensqualität
ein.

»Wir müssen den Umweltschutz an der Wurzel angehen«, sagt Heinz Fink,
Beirat im BUO. Es gehe nicht um die Frage Auto ja oder jein - vielmehr
um die Nachhaltigkeit der Ressourcen, was beispielsweise durch
Null-Energie-Häuser umzusetzen sind.

Ein Ziel der heute rund 120 Mitglieder in den nächsten Jahren ist,
Flächennutzungspläne zu reformieren. Aber auch das Thema Verkehr, vor
allem der Ausbau der Rheintalbahn, rücke in Offenburg in den Mittelpunkt.

»Vielleicht sollte für alte und somit laute Güterzüge mehr berechnet
werden«, so Fink. Einen Naturschutz-Status will die BUO ferner in der
Kammbachsenke zwischen Windschläg und Griesheim erreichen.

Ein Zeichen dafür etwa sei, dass Atomstrom wieder salonfähig gemacht
werde. In Zusammenarbeit mit dem Bund soll deshalb auch weiterhin der
Kampf gegen das Atomkraftwerk im elsässischen Fessenheim weitergeführt
werden. »Technische Probleme werden immer häufiger, in letzter Zeit
werden Jodtabletten in der Bevölkerung verteilt«, so Mayer. Den
bisherigen Katastrophenschutz hält er allerdings für eine Illusion.