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Badisch-Elsässische Bürgerinitiativen *:

30 Jahre aktiv gegen Atomkraft und Giftchemie -

Wyhl, Marckolsheim, Fessenheim

Vor 30 Jahren, am 25.8.1974 bildete sich in Weisweil, Kreis Emmendingen, nahe dem Kaiserstuhl das Internationale Komitee von zunächst 11 badischen und 10 elsässischen Bürgerinitiativen und trat mit der (ersten) zweisprachigen "Erklärung der 21 Bürgerinitiativen an die badisch-elsässische Bevölkerung". Sie wandten sich von den Regierungen enttäuscht mit äußerstem Nachdruck gegen das geplante Atomkraftwerk Wyhl/D (sprich Wiehl) und die geplante Bleifabrik in Marckolsheim/ Rhein/F. Bald darauf kam es zu zwei längerwährenden Bauplatzbesetzungen und zum Bau von Freundschaftshäusern an den Standorten. Hartnäckiger Bürger-Widerstand konnte beide als große Gefahr für Heimat, Natur, Mensch und berufliche Existenz empfundenen Anlagen verhindern.

Vor allem der Kampf um "Wyhl" und die auch regional tätige "Volkshochschule Wyhler Wald" der Bürgerinitiativen wurden weltweit bekannt und gelten seitdem als Symbol für gewaltfreien Widerstand. Auch gegen das Atomkraftwerk Fessenheim/Elsass setzten und setzen sich die Bürgerinitiativen, bisher vergeblich, zur Wehr. Sie trugen und tragen zur Verständigung und Freundschaft sehr vieler Menschen beiderseits des Oberrheins bei und verlangten nach Energie-Alternativen.

In der Folge von Wyhl entstand die breite deutsche Anti-Atomkraftbewegung, die international ausstrahlte. Mindestens die deutschen Solar- und Ökomessen, umweltwissenschaftliche Institute wie das Öko-Institut, Solarforschung wie das Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme, die Umwelt- und Solarhauptstadt Freiburg, die Solarregion und ihre Vereine am südlichen Oberrhein sowie die deutschen und französischen Grünen haben ihre Wurzeln in "Wyhl" oder bei den Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen bzw. haben hierdurch entscheidende Anstöße erhalten.

Nach einigen Jahren geringerer Aktivität formieren sich die Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen derzeit neu und werden vom 25.-27.2.2005 öffentliche Veranstaltungen zum 30. Jahrestag der Bauplatzbesetzungen von Wyhl und gegen das Atomkraftwerk Fessenheim und neue Reaktoren durchführen. - Georg Löser in ECOtrinova-Nachrichten 3-2004, * Im Detail siehe nachfolgender Literaturhinweis.

30 Jahre grenzüberschreitende

Kooperation am Oberrhein – die

Badisch-Elssäss. Bürgerinitiativen

Gleichnamige Langfassung des Vortrags anläßlich 50 Jahre Baden-Württemberg im Deutsch-Französischen-Kolloquium an der Universität Freiburg "Deutsche und Franzosen im zusammenwachsenden Europa 1945-2000". Von Fessenheim und Marckolsheim nach Wyhl. Bürgerinitiativen aktiv gegen Atomkraft und Giftchemie. Die Arbeitsweise der Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen und ihrer 13 Jahre tätigen Volkshochschule Wyhler Wald. Mit Ausblick auf alternative Entwicklungen als Folge. Broschüre (Sonderdruck) zu 30 Jahren (1971/2 bis 2002). 72 S., 16 Abb.. Autor/Zeitzeuge: Georg Löser. Anhang: Podiumsdiskussion zu EU-/oberrheinischer Politik. Hrsg. Landesarchivdirektion B-W. Pressemitteilung der Bürgerinitiativen vom 18.3.2004 erhältlich bei georg.loeser(at)t-online.de

Bezug des Sonderdrucks: Buchhandlung Jos Fritz, Freiburg, Wilhelmstr. 15, D-79098 Freiburg; Fax 0049 (0)761-34961, oder: im Infopunkt Klima-Umwelt im Treffpunkt Freiburg, Wilhelmstr.20, Freiburg, Di+Do 16:30-17.15 (außer Schulferien) oder: Einsendung von 5-€-in Briefmarken an Dr. G. Löser, Weiherweg 4 B, D-79194 Gundelfingen. - Lichtbilder-Vortrag des Autors auf Anfrage

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dr. Georg Löser

Grenzüberschreitende Kooperation am Oberrhein:

Die Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen

Kurzfassung eines Beitrags zum Wissenschaftlichen Kolloquium:

Deutsche und Franzosen im zusammenwachsenden Europa, 1945-2000

Freiburg i.Br., April 2002

 

Die Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen und mit ihnen breite Schichten der Bevölkerung in der Region am südlichen Oberrhein haben Geschichte gemacht. Höhepunkte und Brennpunkte ihrer Arbeit und Aktionen waren die Kämpfe um die geplanten Atomkraftwerke Wyhl/Baden, Fessenheim sowie Gerstheim/Elsaß ebenso wie gegen eine geplante Bleichemiefabrik in Marckolsheim. Die Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen entstanden formell mit ihrem inter-nationalen Komitee am 25.8.1974 in Weisweil und ihrer damaligen "Erklärung der 21 Bürgerini-tiativen an die Badisch-Elsässische Bevölkerung". Sie wuchsen bald auf fast 50 Initiativen an. Sie sind im Zusammenhang zu sehen mit etwa zeitgleichen Kämpfen um das geplante Atom-kraftwerk Kaiseraugst bei Basel und weitere Atomanlagen im Dreiländereck, dem schon zuvori-gen Protest gegen das Atomkraftwerk Fessenheim, mit der erste in Europa, und, bereits sehr intensiv und mit großer Resonanz, gegen das geplante bei Breisach sowie mit der drohenden Vision einer flächendeckenden Industriealisierung am südlichen Oberrhein. Hinter dem bei Wyhl, Marckolsheim und Kaiseraugst besonders eskalierten Protest stand und steht primär die gemeinsame Sorge von Menschen um die Existenzgrundlagen: für Leben und Gesundheit und künftige Generationen, Weinbau und Landwirtschaft, die schöne Heimat, für gute Arbeitsplätze.

Die Badisch-Elsässischen Bürgerinitativen haben mit vielfältigen Aktionen den Grundstein gelegt für einen atomenergiekritischen Konsens im Dreiländereck, der politisch am klarsten in den beiden Basel Ausdruck fand und findet, der aber u.a. auch in einem "Schwur" elsässischer Bürgermeister gegen weitere dortige Atomkraftwerke sowie in Südbaden in der Verhinderung der geplanten Atomenergieanlagen gipfelte. Sie haben auf der Ebene aktiver Bürger Beispiele grenzüberschreitender Zusammenarbeit und Verständigung gesetzt und hierdurch auch die offi-zielle regionale Zusammenarbeit befruchtet. Ihre Volkshochschule Wyhler Wald hat über viele Jahre auf besetzten Bauplätzen und in Dörfern und Städten der Region als Kommunikations- und Informationszentrum, als innovativer, volksnaher Bildungsträger und Aushängeschild der Initia-tiven gewirkt. Aus dem Contra wurden mit den populären Sasbacher Sonnentagen 1976-78 kon-krete positive Visionen entwickelt, die sich als Spezialmessen in Rouffach, als direkt aber als ÖKO-Messen in Freiburg und anderswo weiterentwickelten. Eine Reihe bedeutender Umwelt-schutz- und Alternativenergie-Vereinigungen der BürgerInnen sowie Ansätze zu einer Umwelt-, Solar-Modellregion am Oberrhein sind im Gefolge entstanden oder am entstehen.

Die Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen, die in loserer Form und mit einer ehrenamtlichen Geschäftsstelle auch heutzutage weiterbestehen, haben mit ihrem Wirken und ihrer Streitkultur auf schwierigstem Feld - im Ringen mit dem Staat und Konzernen - ein Stück Demokratie verwirklicht, das vor allem mit dem gemeinsamen Kampf um Wyhl auch weltweite Beachtung fand und nicht nur in der Region am südlichen Oberrhein positive Folgewirkungen zeigt.

Dr.rer.nat. Georg Löser, Gundelfingen/Freiburg i.Br.*

* ehrenamtlicher Mitarbeiter der Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen;

Physiker und Biologe, unabhängiger Energie- und Umweltexperte, Gründer und Leiter der ECO-Stiftung für Energie-Klima-Umwelt, 1978-2000 wissenschaftlicher Angestellter/Koordinator des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Landesverband Baden-Württemberg e.V. in Freiburg i. Br.

© Dr. Georg Löser, Weiherweg 4B, D-79194 Gundelfingen, 18.2.02 glp042-fpc/Veröff/Bad-Elsä-BIs-Koll-2002-KF